Haus auf Rädern, Reisewagen, Schleuderhütte - nur einige Synonyme für den Wohnwagen. Der Wohnwagen ist natürlich aus dem heutigen Campen nicht mehr wegzudenken, aber wie fing es mit dem Wohnwagen an? Wir nehmen Sie mit auf eine Reise durch die Zeit. Außerdem sprechen wir mit unserem ehemaligen Kollegen Gerrit, der über 50 Jahre lang bei Obelink gearbeitet hat und den Großteil seiner Zeit bei Obelink in der Wohnwagenabteilung verbracht hat. Sie können sich schon vorstellen, dass er im Laufe der Zeit verschiedene Änderungen gesehen hat.
Der Ursprung des Wohnwagens
Das Wort ,,Caravan" stammt vom arabischen Wort ,,karawan" (Karawane) ab und wurde verwendet, um eine Gruppe von Menschen, die in die Wüste reisten, zu beschreiben. Wer genau der erste Wohnwagen gebaut hat, ist nicht ganz klar. Manche Historiker sagen, dass Napoleon der Erste war, der einen Wohnwagen benutzte, für Besprechungen mit seinen Kriegsherren, für die Aufbewahrung von Dokumenten und für Nickerchen. Andere Geschichtsforscher schreiben über James Sanger, einen Zirkusartisten, der angeblich mit seiner Familie durch Europa reiste. Damals, um das Jahr 1840 herum, wurden verschiedene Häuschen auf Rädern für herumreisende Artisten und Händler gebaut. Diese Häuschen oder Wagen wurden von Pferden fortgezogen. Auf jeden Fall sicher ist, dass das Unternehmen Bristol Carriage Company im Jahre 1884 den ersten luxuriösen Wagen entwickelte, mit dem Zweck, um im Freien Zeit zu verbringen. Der Name dieses ersten Wagens war ,,The Wanderer". 1880 entwickelte die BBC einen maßgeschneiderten Wagen für die ,,upper class".
Entwicklung des Wohnwagens
Am Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden hier und da Wohnwagenclubs. Nachdem der Wohnwagen anfangs nur für die reicheren Leute möglich war, wurde der Wohnwagen in den 30. Jahren auch für die ,,middle class" erreichbar. Der Wohnwagen wurde stromlinienförmiger und komfortabler. Das Auto ersetzte das Pferd als Schlepper des Wohnwagens. Wegen des Zweiten Weltkrieges kam die Produktion der Wohnwagen zeitweilig zum Stehen, aber nach dem Krieg kam die Produktion wieder allmählich in Gang. Weil der Wohlstand zunahm, kauften immer mehr Leute sich einen Wohnwagen. Die Wohnwagenindustrie wurde von der Ölkrise (1973/1974) schwer getroffen. Viele Wohnwagenhersteller gingen bankrott und die Produktion schien erneut einzubrechen. Die Hersteller, die überlebten, entwickelten danach eine andere Art von Wohnwagen, die leichter und kompakter war. Durch diese Erneuerung nahm die Produktion wieder erheblich zu. Die Entwicklung des Wohnwagens lässt sich kurz zusammenfassen als ein Aufenthaltsmittel für die ,,happy few" bis zur Urlaubsunterkunft für den Durchschnittsbürger.
Veränderter Wohnwagen durch die Augen eines treuen Obelink-Mitarbeiters
Gerrit erinnert sich noch genau daran, als wäre es gestern. ,,Im Jahre 1974 fingen wir mit den ersten Wohnwagen der Marke Kleinz an. Einige Jahre danach nahmen wir Adria in unser Sortiment auf. Diese Modelle kamen mit dem Zug in Winterswijk an. Wir mussten zuerst die verrosteten Drähte wegschneiden und die Wohnwagen komplett reinigen." Nicht lange danach wurden die IFA Wohnwagen begrüßt. ,,Das waren quadratische Modelle aus Ost-Deutschland. Der Preis lag bei 2990 Gulden, das weiß ich noch genau", sagt Gerrit. Nicht viel später kamen die Hobby-Wohnwagen, die man immer noch bei Obelink findet.
Laut Gerrit hat sich in den über 50 Jahren, in denen er bei arbeitet, viel im Bereich der Wohnwagen verändert. ,,Der heutige Wohnwagen ist viel luxuriöser. In den ersten Jahren war eine Heizung oder ein Kühlschrank nicht standardmäßig und eine Toilette schon gar nicht.'' Die ersten Wohnwagen waren vor allem zum Schlafen, Herumsitzen und Kochen bestimmt, denn eine Kochgelegenheit gab es schon. ,,Früher stellten wir einen Blumentopf umgekehrt auf den Gasherd. Der Topf wurde ganz heiß, sodass es im Wohnwagen einigermaßen warm wurde. Heutzutage gibt es mit Umlaufheizung überall im Wohnwagen warme Luft. Es ist also viel angenehmer." Was Gerrit auffällt, ist, dass die Wohnwagen allmählich größer, breiter und höher geworden sind. ,,Früher war die Breite des Wohnwagens etwa zwei Meter und stand das Bett quer. Mann musste die Wohnwagenwände noch von der Breite abziehen, also Sie können sich vorstellen, dass eine Person, die 1,95 Meter lang ist, seine Beine nicht strecken konnte!" Gerrit ging früher auch mit seiner Familie mit dem Wohnwagen auf Reisen. ,,Ich hatte zuerst einen Datsun und danach einen Simca. Unser Wohnwagen war für drei Personen geeignet, aber abends saßen wir ohne Probleme mit acht Personen im Wohnwagen. Jetzt hat sich das erheblich verändert. Meine Tochter z.B. fährt mit ihrem Mann zu zweit mit dem Wohnwagen im Urlaub, aber in ihren Wohnwagen passen fünf Personen." Der heutige Wohnwagen ist, wie bereits erwähnt, viel luxuriöser. Viele Modelle sind mit einer Klimaanlage ausgestattet und eine Toilette ist standardmäßig eingebaut. ,,Es gibt sogar automatische Ausdrehstützen und wir kaufen kaum noch einen Wohnwagen ohne eine Rangierhilfe", so gibt Gerrit an. Er erwartet kurzfristig keine großen Änderungen. ,,Das war eigentlich noch nie der Fall. Veränderungen erfolgten immer schrittweise."