Ein Blick in den Camper Van von Antje und Michel

TV-Sendungen, in denen Menschen Einblick in ihr Heim gewähren, sind sehr beliebt. Ob es nun um Wohnungen geht, die dringend renoviert werden müssen, um die Herausforderung, mit wenig Geld schöner zu wohnen, oder um Super-Heimwerker, die Hobby-Bastlern helfen: Wir schauen gerne in die Wohnungen von anderen Leuten. Aber wie sieht es mit Wohnwagen aus? Fragen Sie sich auch manchmal, wie andere Urlauber ihren Wohnwagen eingerichtet haben? Wir schon! Darum werfen wir regelmäßig einen Blick in einen Wohnwagen oder ein Wohnmobil: Heute sind wir bei Antje und Michel.

Eigentümer des Camper Vans Antje (44) und Michel (49)
Camper seit 2020
Van-Typ Citroën Jumper LH
Baujahr 2019
Ein Blick in das Wohnmobil von Antje und Michel

Erzählen Sie uns etwas über sich.

"Wir sind Antje und Michel. Wir sind mittlerweile seit fast 29 Jahren zusammen und 19 davon verheiratet. Michel ist Metallbautechniker und Handwerker mit Leib und Seele. Antje arbeitet als Immobilienverwalterin. Wir kommen aus Baden-Württemberg zwischen Karlsruhe und Heidelberg.”

Womit verbringen Sie Ihre Freizeit?

"Wir sind in unserer Freizeit gerne und oft in der Natur, wir lieben das Reisen, deshalb sind wir so oft wie möglich unterwegs. Wir waren fast 20 Jahre lang jedes Jahr in den USA im Urlaub, doch durch Corona und die Einschränkungen hat sich auch bei uns einiges verändert. So haben wir das Campen für uns entdeckt und können uns aktuell keinen anderen Urlaub mehr vorstellen.”

Wie kamen Sie auf die Idee, selbst einen Van zu bauen?

“Das Allerwichtigste ist für uns die Freiheit - uns frei bewegen zu können. Deshalb haben wir uns Anfang 2020 für einen Wohnwagen entschieden, mussten aber feststellen, dass wir damit noch nicht flexibel genug sind. Trotzdem behalten wir unseren Eriba Rockabilly für längere Urlaube, da wir ihn auch sehr lieb gewonnen haben, unseren Rocky. Letztes Jahr haben wir uns dann einige CamperVans beim Händler angeschaut, aber entschieden uns dazu, einen Selbstausbau zu wagen, da uns die Modelle zu unpersönlich waren.”

Ein Blick in das Wohnmobil von Antje und Michel

Wo haben Sie Ihren Van entdeckt?

“Im März 2021 haben wir dann nach längerer Suche einen Citroën Jumper LH aus Frankreich über einen Bekannten in Polen gekauft. Das Alter und die Laufleistung des Jumpers waren für uns ausschlaggebend für den Kauf, und auch die Länge. Es sollte auf jeden Fall ein L2H2 mit 5,40m Länge werden, da wir das Fahrzeug auch im Alltag nutzen wollten. Der technische Zustand war sehr gut, aber äußerlich haben wir uns mit einigen Gebrauchsspuren abgefunden. Es fällt leichter, in einen gebrauchten Lieferwagen Löcher zu schneiden, als in einen neuen :-)”

Erzählen Sie uns von dem Umbau.

"Als Erstes haben wir Ideen gesammelt und ein grobes Konzept erstellt. Für uns war wichtig, dass wir nur das verbauen, was wir unbedingt brauchen, um alles so einfach, wie möglich zu halten. Als der Bus dann bei uns in der Einfahrt stand, haben wir zunächst die komplette Verkleidung entfernt und alles sauber gemacht sowie kleine Rostschutzmaßnahmen vorgenommen. Der nächste Schritt, war die Isolierung des Bodens und der Einbau der Bodenplatte. Dann haben wir eine Schalldämmung mit Alubutyl angebracht. Dann folgte eine Holzkonstruktion an den Wänden, die als Aufnahme für die Dämmung und spätere Einbauten benötigt wird."

"Jetzt kommen wir zum ersten großen Thema - die Dämmung. Hier weichen wir das erste Mal von der Masse ab, da wir uns für Schafwolle in Verbindung mit Mineralwolle entschieden haben. Das macht die Sache aber nicht einfacher, da im kompletten Fahrzeuginneren eine Dampfsperre angebracht werden musste. Dieses Thema war sehr komplex und hat viele Kopfschmerzen bereitet :-). Viele verschiedene Arbeiten verliefen parallel, sodass wir zeitgleich auch alle Öffnungen für Fenster, Dachluken und Lüfter vornehmen konnten. Ein großes Problem während des Ausbaus, war die Materialbeschaffung und die Rohstoffpreise. Es war oft sehr schwierig, die benötigten Teile überhaupt zu bekommen, oder wenn, dann nur mit langer Lieferzeit. Deshalb konnten wir nicht der Reihe nach ausbauen, sondern nur dort, wo Material vorhanden war."

Ein Blick in das Wohnmobil von Antje und Michel

"Ein weiteres schwieriges Thema war die Elektrik, insbesondere die Größe der Solaranlage, der Batterie und die Auslegung der Leitungen. Wir möchten mit dem Fahrzeug so lange wie möglich autark stehen und unabhängig vom Strom sein. Vorsichtshalber haben wir aber einen 1000 Watt Wechelsrichter verbaut, trotzdem setzen wir aber komplett auf 12 Volt. Danach fingen wir langsam mit den Einbauten an. Dabei haben wir versucht, alles so leicht wie möglich zu halten und haben ausschließlich mit 6 mm Pappelsperrholz gearbeitet. Türen wurden aus 12 mm Pappelsperrholz gefertigt. Das Bett ist wie bei vielen dieser 5,40 m-Vans zum Ausziehen - mit einem darunterliegenden Tisch, den man ebenfalls ausziehen kann."

Ein Blick in das Wohnmobil von Antje und Michel

"Beim Thema Kochen und Heizen haben wir uns komplett für Gas entschieden. Mit der Truma S 3004 sind wir bei der Heizung ebenfalls einen Sonderweg gegangen. Diese hat sich bei uns im Wohnwagen super bewährt und sie ist sehr leistungsfähig und sparsam. Die Wasserversorgung ist sehr einfach und kompakt gehalten, alle Teile wurden innenliegend verbaut. Wir haben zwei Tanks mit je 19 Liter Frischwasser dabei und einen 40 Liter Abwassertank. Auf eine Dusche haben wir bewusst verzichtet. Bei der Toilette setzen wir auf einen Porta Porti 365 von Thetford. Das ganze Konzept ist so erstellt, dass wir für 3 Tage autark stehen können."

"Als Abschluss war da noch die Farbgestaltung und die vielen kleinen Details und “Verschönerungsarbeiten” sowie Deko. Als letzter Schritt kam der entscheidende Moment auf der Waage - hier kam die Leichtbauweise zum tragen, sodass der gesamte Einbau nur 700 kg beträgt. Vor Kurzem waren wir, nach fast einem Jahr Bauzeit, beim TÜV und haben auch hier die Abnahme problemlos überstanden."

Ein Blick in das Wohnmobil von Antje und Michel

Wann haben Sie an dem Van gearbeitet?

"Jede freie Minute im letzten Jahr haben wir in den Ausbau gesteckt - unzählige Stunden ;-) Nach der Arbeit, an den Wochenenden, selbst im Winter bei Minusgraden und Dunkelheit haben wir das Projekt vorangetrieben. Den gesamten Ausbau mussten wir im Freien machen - wir haben zwar eine Garage, die aber als Materiallager gedient hat."

Was haben Sie verändert und wo haben Sie sich inspirieren lassen?

“Wir haben viele Youtube-Videos geschaut oder auf Instagram bei vielen Projekten Ideen gesammelt. Buchmaterial hatten wir auch, haben wir aber leider nur wenig genutzt.”

Hat der Wohnwagen einen Spitznamen?

“Da er ursprünglich aus Frankreich kommt, heißt er “Loui” - das französische Nummernschild haben wir als Erinnerung in der Heckgarage angebracht."

Worauf sind Sie besonders stolz?

“Da ganze Projekt lief nur mit einer groben Planung - wir haben uns beim Bau von unserer Intuition leiten lassen. Wir sind stolz, dass alles so funktioniert hat, wie wir es uns vorgestellt haben, ohne große Zwischenfälle und Rückschläge. Alles hat sich so ergeben, wie wir es wollten und es trägt zu 100% unsere Handschrift. Ziel eines jeden Ausbaus ist es, einen schönen, gemütlichen und individuellen Van zu kreieren. Wir denken, mit dem Ergebnis ist es uns ganz gut gelungen :-)”

Ein Blick in das Wohnmobil von Antje und Michel

"Mit dem Ausbauende endet eine spannende und unvergessliche Zeit, es fällt eine riesige Last ab, nicht gezählt, die vielen schlaflosen Nächte, in denen Probleme um die nächsten Schritte gelöst werden mussten :-). Es bleibt jetzt der Blick nach vorn auf viele schöne Abenteuer und die Erprobung in der Praxis."

Bekommen Sie viele Reaktionen, wenn Sie mit dem Camper Van unterwegs sind?

“Alle Reaktionen waren bisher nur positiv - auch online, denn da wir das Projekt auch auf unserer Instagram-Seite ausführlich thematisiert haben, haben wir jede Menge positives Feedback bekommen. Das Meiste was wir von denen hören, die den Bus schon original gesehen haben, ist, dass er sehr gemütlich ist sie und ihn auch gerne haben möchten bzw. ob wir noch einen bauen könnten.”

Ein Blick in das Wohnmobil von Antje und Michel

Welche Pläne gibt es mit dem Camper Van?

“Die Pläne sind einfach spontan zu reisen, für 1-3 Tage. Der Bus ist immer bestückt, sodass wir jederzeit losfahren können und er steht vorm Haus. Da wir zwei Katzen haben, ist für uns oft nicht möglich, für eine längere Zeit unterwegs zu sein. Was uns die Vergangenheit gelehrt hat: wir planen nichts mehr, wir machen einfach und fahren los. Es zählt der jetzige Moment”

Haben Sie Ihren Wohnwagen oder Ihr Wohnmobil auch umgebaut, bemalt oder möchten eine andere besondere Geschichte über Ihren Wohnwagen, Ihr Wohnmobil oder Zelt mit uns teilen? Schicken Sie uns dann eine Mail an [email protected] und vielleicht kommt auch Ihre Geschichte auf unsere Webseite.


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