TV-Sendungen, in denen Menschen Einblick in ihr Heim gewähren, sind sehr beliebt. Ob es nun um Wohnungen geht, die dringend renoviert werden müssen, um die Herausforderung, mit wenig Geld schöner zu wohnen, oder um Super-Heimwerker, die Hobby-Bastlern helfen: Wir schauen gerne in die Wohnungen von anderen Leuten. Aber wie sieht es mit Wohnwagen aus? Fragen Sie sich auch manchmal, wie andere Urlauber ihren Wohnwagen eingerichtet haben? Wir schon! Darum werfen wir regelmäßig einen Blick in einen Wohnwagen oder ein Wohnmobil: Heute in den Wohnwagen von Fine und Matthias.
Eigentümer des Wohnwagens | Fine (31) und Matthias (33) |
Camper seit | Matthias schon immer und Fine seit sie Matthias kennt |
Wohnwagentyp | Dethleffs Beduin 540TQM |
Baujahr | 1998 |
Erzählen Sie doch mal was über sich…
"Wir sind Fine und Matthias. Wir sind mittlerweile 31 und 33 Jahre alt (was man uns natürlich überhaupt nicht ansieht) und wohnen mit den beiden kleinen Hunden Lotti und Karlsson im wunderschönen Köln. So sehr wir unser Leben in der rheinischen Großstadt mit “Hätz” (Herz) genießen, so sehr brauchen wir die Natur als Ausgleich. Gut, dass Siebengebirge, Eifel, Mittelrhein und die Ahr nicht weit sind. Matthias arbeitet als Software-Entwickler in Köln und ist die meiste Zeit im Homeoffice."
Was machen Sie in Ihrer Freizeit am liebsten, und wie lange fahren Sie schon mit dem Wohnwagen in Urlaub?
"Wir lieben es abwechslungsreich. Karneval, Party, Trubel (nun gut, in den letzten 2 Jahren war das alles eher schwierig), vielfältiges Essen und Kultur sind uns ebenso wichtig wie Natur, Einsamkeit und Freiheit. Wir kochen unglaublich gerne und wären auch im Urlaub nie diejenigen, die dreimal am Tag im All-Inclusive-Buffet zu finden sind. Daher ist Camping für uns einfach die perfekte Auszeit. Auch weil wir unsere Hunde nicht in den schönsten Wochen des Jahres missen müssen. Sie gehören für uns dazu und immer an unsere Seite."
"Matthias geht schon campen seit er denken kann. Dementsprechend findet er sich auch mit allem, was typisch Camping ist, super zurecht. Fine hingegen hat Camping so richtig erst mit Matthias vor 12 Jahren begonnen. Damals mit dem Iglu-Zelt war das noch was anderes und 4 Tagen Regen machen da auch nur bedingt Spaß. Seit 6 Jahren machen wir nun Urlaub mit dem Wohnwagen und vor 4 Jahren kauften wir uns unseren ersten eigenen vom Preisgeld eines Kochwettbewerbs. Auch wenn wir uns noch zweimal wohnwagentechnisch vergrößert haben, denken wir immer noch gerne an unseren ersten eigenen Wohnwagen zurück!"
Woher stammt Ihr Wohnwagen?
"Unseren aktuellen Wohnwagen haben wir September 2021 gekauft. Wir kamen gerade aus dem Texel-Urlaub mit unserem alten Bürstner-Wohnwagen. Schon während unseres Urlaubs hatten wir auf Ebay-Kleinanzeigen gesucht und uns in die Aufteilung des Dethleffs Beduin 540 TQM verliebt: Eine wirklich geräumige Heckküche, eine Mittelrundsitzgruppe sowie ein 140 cm großes Bett und ein Bad mit Dusche. Wir sind ganz ehrlich: Optisch war der Beduin nicht der schönste. Er hatte mit seinem Baujahr 1998 aber auch schon 23 Jahre auf dem Buckel. Nachdem wir aber bereits unseren ersten Wohnwagen (LMC von 1992) und den zweiten (Bürstner von 1999) optisch verschönert hatten, war uns klar, so muss das nicht bleiben. Jetzt hieß es nur, den Bürstner verkaufen und gleichzeitig den Beduin kaufen. Das vom Timing her hinzubekommen, war nicht einfach und kostete bei Matthias einige Nerven. Aber Fine ging es sehr selbstbewusst an und am Ende klappte es genau."
Wie ist die Idee, den Wohnwagen zu pimpen, entstanden?
"Im Grund war die Idee den Wohnwagen nicht einfach so zu lassen, wie wir ihn gekauft hatten, keine Idee, die wir erst bei diesem Wohnwagen hatten. Fine kannte Camping im Wohnwagen vor unserem ersten gemeinsamen Urlaub nicht, doch schnell war für sie klar: Camping ja, alter Wohnwagen von der Stange nein! Und so wurde bereits unser erster Wohnwagen verschönert. Matthias war immer eher der Bedenkenträger (“Ob das mit dem neuen Fußboden so eine gute Idee ist?”, “Wohnwagen von außen streichen: Das hält sowieso nicht!”). Er musste jedoch feststellen, dass eigentlich fast alles, was Fine sich in den Kopf gesetzt hatte, auch funktionierte. Jedenfalls mit mehr oder weniger viel Aufwand. Jetzt beim dritten Wohnwagen haben wir uns besonders viel vorgenommen."
Erzählen Sie doch mal, wie die Renovierung verlief…
"Direkt nach dem Kauf haben wir motiviert losgelegt. Fine hatte bereits einen gewissen Plan in ihrem Kopf und auch wenn für Matthias zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu 100 Prozent klar war, was das alles beinhaltet, waren wir beide Feuer und Flamme. Die ersten Entscheidungen waren schneller getroffen als gedacht. Heller sollte es werden. Und auch über den Belag für den Boden mussten wir nicht lange nachdenken. Nachdem in den vorangegangenen Projekten jeweils PVC Boden in Holzoptik zum Einsatz kam, war es diesmal ein gemusterter Fliesenboden. Matthias sollte bis zuletzt skeptisch bleiben, ist nun aber der größte Fan des Bodens."
"Bevor wir mit der farblichen Umgestaltung der Inneneinrichtung begannen, haben wir uns lange den Kopf zerbrochen, was ausgebaut, was geschliffen, was grundiert und was womit gestrichen werden sollte. Letztendlich haben wir uns dazu entschieden alle Fronten auszubauen, die Schränke selbst jedoch nicht. Da es sich bei den Fronten um Echtholz (bzw. Echtholzfurnier) handelte, haben wir sie mit “Molto - statt Schleifen” bearbeitet, um den Untergrund tragfähig zu machen. Danach wurde erst einmal grundiert und dann mit Lack auf Wasserbasis lackiert. Ähnlich haben wir es auch mit den Wänden und nicht ausgebauten Schränken gehandhabt. Hier haben wir allerdings mit Anlauger statt Molto gearbeitet, da es sich weitgehend um Kunststofffurnier handelte. Der Anlauger rauht die Kunststoffoberfläche chemisch auf und entfernt gleichzeitig Schmutz und Fett. Im Großen und Ganzen hat mit dem Streichen/Lackieren dann alles gut geklappt. Es war aber dennoch ein unglaublicher Aufwand, vor allem weil die insgesamt bestimmt vier Anstriche im Oktober und November stattfanden und immer geschaut werden musste, dass das Licht und die Temperatur noch ausreicht. Wir waren so froh, als das durch war."
"Sehr viel mehr ist dann vor Weihnachten auch nicht mehr passiert. Da wir selber in Köln-Kalk keine Möglichkeit haben, den Wohnwagen abzustellen, stand er die ganze Zeit bei Fines Eltern in Bonn. So war es meistens nur möglich am Abend mal nach Bonn zu fahren und bei der begrenzten Menge an Tageslicht, ist man so natürlich sehr eingeschränkt. Für eine gewisse Zeit haben wir dann aber während der Hochphase unserer Streichaktion auch das Gästezimmer bei Fines Eltern belegt, damit wir nicht jeden Tag die Strecke Köln-Bonn fahren mussten und Fine auch einfacher mal etwas machen konnte, während Matthias arbeitete (was zum Glück im Homeoffice auch aus Bonn geschehen konnte)."
"Kurz bevor der erste Frost kam, folgte dann auch die erste unerfreuliche und vor allem nervenraubende Überraschung. Wie der erfahrene Camper weiß, muss vor dem Winter das Wasser abgelassen werden, um die Therme und Leitungen vor Frostschäden zu schützen. Gesagt getan? Pustekuchen! Matthias suchte an zwei Abenden, am Ende mit Unterstützung von Schwiegervater und Vater (letzterer am Telefon) nach der Therme und dem dazugehörigen Ablassventil. Nachdem mehrfach alle üblichen und unüblichen Orte für die Positionierung einer Truma Therme durchgegangen waren, die Wasserleitungen verfolgt und unter dem Wohnwagen nach dem herausragenden Ablassventil gesucht war, stand fest: Wir haben keine Therme. Gekauft worden war der Beduin allerdings als Wohnwagen mit Warmwasser. Jeder Wasserhahn hatte eine Mischbatterie, sogar der elektronische Schalter zum Ein- und Ausschalten der Therme waren vorhanden. Auf Rückfrage beim Verkäufer (er war von privat), konnte sich dieser nicht erinnern jemals das Warmwasser benutzt zu haben. Ihm sei nicht mal aufgefallen, dass es keine Therme gab. Wer’s glaubt! Aber was soll’s, so mussten wir uns eben eine neue Therme zulegen und Matthias konnte zumindest lernen, wie eine solche angeschlossen wird. Man muss es eben auch mal positiv sehen!"
"Im neuen Jahr ging es dann weiter. Schließlich war der eigentliche Plan über Ostern das erste mal mit unserem Neuen unterwegs zu sein. Aber es war noch so unglaublich viel zu tun. Die Fronten mussten noch finalisiert werden, die Küchenarbeitsplatte samt neuer Spüle und neuem Kochfeld zurechtgeschnitten und eingebaut werden. Nach den Malerarbeiten haben wir uns dann auch getraut, den schon vor einigen Monaten gekauften PVC Boden zu verlegen. Und während wir dann spontan und früher als eigentlich gedacht den Wohnwagen von außen farblich veränderten (mit 2-Komponenten-Autolack) wurde uns nach und nach klar, dass es mit Ostern nichts wird. Trotzdem setzten wir uns eine Deadline, und wir buchten für Anfang Mai 2,5 Wochen auf unserem Lieblingsplatz in De Koog auf Texel."
"In einem heftigen Endspurt schafften wir es am Ende so dann tatsächlich. Sogar das Badezimmer wurde noch umgestaltet und die Polster ein zweites Mal neu bezogen (der erste Bezug aus grauem Bündchenstoff gefiel uns nach längerem Überlegen eigentlich doch nicht so gut). Sichtlich kaputt (unsere Hände hatten Schwielen und überall kleinere Verletzungen) und so urlaubsreif, wie man nur urlaubsreif sein kann, starteten wir am 08.05. in unseren ersten Urlaub mit einem unserer größten Projekte überhaupt."
Wovon haben Sie sich inspirieren lassen?
"Besonders Fine war viel auf Instagram unterwegs und im Unterschied zu früher (zur Wohnwagenumgestaltung fand man eigentlich nur bei caravanity.nl etwas) gab es dort nun sehr viele Gleichgesinnte, die ihre Wohnwagen, Vans und Wohnmobile ebenfalls grundlegend umgestalteten. Hier konnte man sich die ein oder andere Inspiration und vor allem viel Mut holen, denn was die anderen schaffen, das können wir doch auch (hofften wir). Auf der anderen Seite hatte Fine auch viele ganz kreative eigene Ideen um Probleme zu lösen oder Träume zu realisieren. Der Wohnwagen ist jetzt genauso, wie wir ihn uns gewünscht haben!"
Hat Ihr Wohnwagen einen Kosenamen?
"Viele Bekannte und selbst Familienmitglieder haben einen Kosenamen für ihr Zuhause auf Rädern. Irgendwie ist das bei uns aber nie passiert. Als wir beschlossen unseren Umbau und unsere Urlaube mit dem Beduin auf Instagram zu teilen, sind wir einmal aktiv in uns gegangen: Hat der Wohnwagen einen Namen? Für zwei, drei Tage haben wir es versucht, aber irgendwie hat das nicht gepasst für uns. Es gibt viele Wohnwagen mit tollen Kosenamen, aber unser braucht keinen. Unser Wohnwagen ist einfach unser zweites Zuhause."
Worauf sind Sie besonders stolz?
"Wir sind auf viele kleine Details sehr stolz. Die Badezimmertür mit den diagonalen Leisten und den selbstgemachten Griffen, die Knäufe für die Push-Lock-Verschlüsse, die uns Achim Heynen mit der CNC-Fräse gebaut hat, und die neuen Polsterbezüge, die wir mit Sperrholz und dem Tacker bezogen haben. Aber worauf wir vielleicht besonders stolz sind, ist die Küche. Wir sind selber so unglaublich zufrieden mit dem Ergebnis. Wir haben so lange nach der richtigen schwarzen Armatur gesucht und dann endlich die richtige gefunden, die auch tatsächlich für den Wohnwagen geeignet ist, haben uns den Kopf zerbrochen wegen des höheren Gewichts der Eiche-Arbeitsplatte und der Keramik-Spüle, und haben uns gefragt, ob die zwei Flammen des neuen Kochfeldes wirklich ausreichen. Noch dazu haben wir erstmalig Gasleitungen verlegt und mit dem hell- und dunkelgrau einen kleinen farblichen Akzent zu dem sonst in weiß gehaltenen Wohnwagen gewagt. Es war alles richtig so und wir haben noch nie so gerne und gut im Wohnwagen gekocht wie jetzt!"
Wohin möchten Sie mit diesem Wohnwagen zukünftig noch fahren?
"Gerade während wir das hier schreiben, sitzen wir an einem Regentag in einem Urlaub voller Sonnentagen auf Texel am Kogerstrand. Und am liebsten würden wir immer dableiben. So bald wie möglich wollen wir wieder mit unserem Beduin los, vielleicht wieder nach Texel, unserer Lieblingsinsel, vielleicht aber auch ganz woanders hin."
"Wir merken aber dieses Mal noch mehr als sonst, dass wir viel weniger Raum, viel weniger Dinge brauchen, als wir es zuhause sonst haben. Und mehr und mehr reift in uns der Wunsch danach, nicht mehr für 4-5 Wochen im Jahr mit dem Wohnwagen unterwegs zu sein, sondern das ganze vielleicht auszuweiten. Vielleicht mit unserem Wohnwagen, vielleicht mit einem Tiny-House oder einem Wohnmobil."
Haben Sie Ihren Wohnwagen oder Ihr Wohnmobil auch umgebaut, bemalt oder möchten eine andere besondere Geschichte über Ihren Wohnwagen, Ihr Wohnmobil oder Zelt mit uns teilen? Schicken Sie uns dann eine Mail an [email protected] und vielleicht kommt auch Ihre Geschichte auf unsere Webseite.